Themen dieser Ausgabe | Juni 2025

Katrin Böhning-Gaese: „Mit diverser Natur könnten wir einige Krisen meistern“Forschungspolitik: Auswirkungen der US-ForschungspolitikWasserforschung:
UFZ-Erfolg in Helmholtz-InitiativeChemikalienpolitik: Stockholm DeclarationPandemie-Prävention: WHO übernimmt One Health-AnsatzExzellenzstrategie: „Leipzig Center of Metabolism“ erfolgreichLESETIPP: „Rettet die Vielfalt”Klimawandel: Verschiebung der WaldbrandsaisonsPFAS: Beeinflusst Immunantwort auf Corona-VirusPORTRÄT: Dr. Emanuele Bevacqua • PODCASTS:  Elektroaktive Bakterien I Der Wert der Natur I Narrative in der UmweltpolitikMobilitätsforschung: Leipzig wird ModellstadtPflanzenökologie: Dark DiversityPERSONALIAVERANSTALTUNGSTIPPS

Katrin Böhning-Gaese:

„Mit diverser Natur könnten wir einige Krisen meistern“

Katrin Böhning-Gaese ©André Kuenzelmann / UFZ + Peter Kiefer

Während der Pariser Klimaverhandlungen im Jahr 2015 wurde der Spruch geprägt, die Klimakatastrophe sei „die Mutter aller Probleme“. Seitdem gibt es immer wieder Temperaturrekorde, Jahre mit Dürren oder ungewöhnlichem Hochwasser. Auch die biologische Vielfalt erleidet erhebliche Verluste. Dieser Polykrise lässt sich entgegnen, indem die Biodiversität gefördert wird – mit positiven Effekten für Ökosysteme, Wirtschaft und Gesundheit. So kann die Natur mithelfen, die Krisen zu meistern.

Forschungspolitik

Auswirkungen der US-Forschungspolitik

©Vladimir / KI / AdobeStock

US-Präsident Donald Trump hat eine Reihe radikaler Regulierungsmaßnahmen in der Forschung angekündigt und zum Teil bereits umgesetzt. Die Einschnitte betreffen nicht nur die Forschung und Lehre in den USA, sondern wirken sich auf den internationalen Wissenschaftsbetrieb aus. So besteht die große Sorge, dass wichtige, in den USA gespeicherte Forschungsdaten gesperrt werden. Deshalb versuchen derzeit Forschende aus aller Welt, Daten zu sichern. Auch das UFZ beteiligt sich daran. 

Wasserforschung

UFZ-Erfolg in Helmholtz-Initiative „Wassersicherheit“

©Mettus / Adobe Stock

Helmholtz stellt für die Wasser-Kampagne zwischen 2026 und 2028 bis zu neun Millionen Euro im Bereich der Wasser- und Gesundheitssicherheit für Mensch und Umwelt bereit. In der ersten Auswahlrunde hat sich das UFZ mit seinen Partnern als Koordinator von zwei Solution Labs durchgesetzt: „Sicherung terrestrischer Wasserkreisläufe: Solution Lab for the Elbe River Basin“ und „Urbane Blau-Grün-Rot-Wassersysteme für Leipzig“. Außerdem ist es Partner im Solution Lab „Rur-Erft “. 

Chemikalienpolitik

Stockholm Declaration: Appell für mehr Nachhaltigkeit in der Chemie

Teilnehmer:innen des Nobel Symposium, zu dem die Deklaration unterzeichnet wurde. Foto: Liisa Eelsoo

Wissenschaftler:innen machen sich in der „Stockholm Declaration on Chemistry for the future“ für eine nachhaltige Chemie stark. Bei Konzeption, Entwicklung und Anwendung chemischer Produkte und Verfahren müsse die Gefährdung des Menschen und der Umwelt stärker berücksichtigt werden. Zu den Erst-Unterzeichner:innen zählt UFZ-Umwelttoxikologin Prof. Beate Escher. 

Pandemie-Prävention

WHO übernimmt One Health-Ansatz

WHO committee a world health assembly ©Pierre Albouy / WHO

Die Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation WHO haben einen Vertrag beschlossen, um künftig besser auf Pandemien vorbereitet zu sein. Der Vertrag setzt auf One Health – also den Ansatz, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen im Ökosystem gleichzeitig zu betrachten und ganzheitlich zu optimieren. Helmholtz-Forschende wie der UFZ-Biodiversitätsexperte Prof. Josef Settele hatten sich dafür stark gemacht. 

Exzellenzstrategie

„Leipzig Center of Metabolism“ erfolgreich

Ana Zenclussen © André Künzelmann / UFZ

Großer Erfolg für die Universität Leipzig und seine Partner: Das „Leipzig Center of Metabolism“ (LeiCeM) wird im Rahmen der Exzellenzstrategie mit Millionenbeträgen gefördert. Das UFZ ist über die Umweltimmunologin Prof. Ana Zenclussen beteiligt, die eines der 25 Teilprojekte leitet, und die Auswirkungen von Umweltgiften auf die fötale und plazentare Entwicklung untersucht. An drei weiteren Teilprojekten ist sie beteiligt. 

LESETIPP

„Rettet die Vielfalt” – Manifest für eine biodiverse Gesellschaft

„Wir müssen unser Leben von Grund auf neu denken: Als industriell geprägte Wohlstandsgesellschaft haben wir die Natur ausgebeutet. Es ist an der Zeit, uns selbst als eine Spezies zu sehen, die Teil einer biodiversen Gesellschaft ist.“ Der Geschichtsprofessor Helmuth Trischler, der Jurist Jens Kersten und die Biodiversitätsforscherin und UFZ-Chefin Katrin Böhning-Gaese zeigen, wie sich unser Selbstverständnis ändert, wenn wir uns an einem artenübergreifenden Zusammenleben orientieren. 

Klimawandel

Klimawandel verschiebt Waldbrandsaisons

Brandbekämpfung ©marcobarone_AdobeStock

Der Klimawandel erhöht in vielen Regionen der Erde das Risiko von Waldbränden. Ausschlaggebend ist dafür unter anderem das sogenannte Feuerwetter. UFZ-Forschende berichten mit Kolleg:innen aus Australien im Fachmagazin Earth's Future, dass sich die Saisons dieser Feuerwetter in Ost-Australien und West-Nordamerika zeitlich immer mehr überschneiden. Dies erschwert die Kooperation der Feuerwehren in Kanada, den USA und Australien bei der Brandbekämpfung. 

PFAS

Zelluläre Immunantwort auf Corona-Virus beeinflusst

Labor ©angellodeco / AdobeStock

UFZ-Forschende zeigen in einer aktuellen Studie, dass sich eine hohe Exposition der „Ewigkeitschemikalie“ PFAS negativ auf die zelluläre Immunantwort auf das Corona-Virus SARS-CoV-2 auswirkt. Menschen, die hohen PFAS-Belastungen ausgesetzt sind, könnten also weniger gut auf Impfungen ansprechen. Zudem beeinflusst eine hohe PFAS-Belastung das Immunsystem je nach Geschlecht unterschiedlich. Die Studie ist im Fachmagazin Environment International erschienen. 

PORTRÄT

Emanuele Bevacqua ©Sebastian Wiedling / UFZ

Dr. Emanuele Bevacqua 

„Unser Verständnis für klimabedingte Extremereignisse wie Dürren oder Überschwemmungen ist begrenzt, da wir dazu neigen, einzelne Gefahren isoliert zu betrachten“, sagt der UFZ-Klimawissenschaftler Emanuele Bevacqua. Deshalb befasst er sich in seiner DFG Emmy Noether-Nachwuchsgruppe mit den Ursachen und der Entstehung sogenannter Compound Events, also Wetter- und Klimaereignissen, die zur gleichen Zeit auftreten und dadurch katastrophale Folgen haben können. 

PODCASTS

Biotechnologie

Elektroaktive Bakterien für eine nachhaltige Produktion

Falk Harnisch ©André Künzelmann + Sebastian Wiedling / UFZ

Elektro-Bio-Raffinerien – schon mal gehört? Der UFZ-Wissenschaftler Prof. Falk Harnisch erklärt in dem Podcast nicht nur diesen sperrigen Begriff, sondern berichtet auch, welche biochemischen Prozesse in Elektrobioraffinerien ablaufen und welche Rolle dabei elektroaktive Bakterien spielen. Falk Harnisch und sein Team „füttern“ diese Mikroorganismen mit elektrischem Strom und nutzen deren Fähigkeit, Abwasser „sauberzufressen“ oder umweltverträgliche Kunststoffe aufzubauen. 

Umweltökonomie

Klimawandel abwarten wird teuer – der Wert der Natur

Bernd Hansjürgens ©André Künzelmann / UFZ

Welchen Wert hat die Natur? Diese Frage ist so schwierig wie vergeblich eindeutig zu beantworten, denn Natur ist kein klar abgegrenzter Raum. Und warum sollte ein solcher Wert überhaupt von Interesse sein? Vielleicht deshalb, weil die Natur einen unschätzbaren Wert für die Menschheit hat. Der UFZ-Umweltökonom Prof. Bernd Hansjürgens erläutert in einem Podcast für das Wirtschaftsmagazin brand eins, warum er den Wert der Natur versucht zu messen und welche Möglichkeiten es dafür gibt. 

Narrative

Diskurse in der Umweltpolitik

©André Künzelmann / UFZ + Kara / Fotolia

In der Umweltpolitik prallen oft gegensätzliche Narrative aufeinander. Am UFZ werden diese Diskurse analysiert. Wie kann eine Verständigung zwischen den verschiedenen Polen funktionieren? Henry Hempel, Wirtschaftssoziologe und Doktorand am UFZ, erklärt in diesem Podcast am Beispiel der Chemikalienpolitik, wie Diskurse ablaufen und wie neue Methoden der Verständigung aussehen könnten. 

Mobilitätsforschung

Leipzig wird Modellstadt für KI-gestützte Verkehrssteuerung

Illustration AIAMO ©AIAMO

Das Bundesverkehrsministerium hat die Städte Leipzig und Landau (Pfalz) als Pilotregionen im Forschungsprojekt AIAMO (Artificial Intelligence and Mobility) vorgestellt. Ziel ist es, Mobilitätsdaten effizient zu nutzen, um die Verkehrssteuerung zu optimieren und den CO2-Ausstoß zu minimieren. Das UFZ koordiniert in enger Kooperation mit der Stadt Leipzig die Planung und den Aufbau eines flächendeckenden Messnetzes zur Erfassung der urbanen Luftqualität. 

Pflanzenökologie

Dark Diversity – die unbekannte Seite der Pflanzenvielfalt

DarkDivNet-Standort in Norwegen © DarkDivNet

Oft fehlen in der natürlichen Vegetation Pflanzenarten, die aufgrund der ökologischen Gegebenheiten auf diesen Flächen eigentlich vorkommen müssten. Besonders hoch ist die sogenannte Dark Diversity in jenen Regionen, die der Mensch stark beeinflusst. Dies zeigt eine in Nature veröffentlichte internationale Studie, an der das UFZ beteiligt war. Mehr als 200 Forschende des Netzwerks DarkDivNet untersuchten dafür die Pflanzenvielfalt an fast 5.500 Standorten in 119 Regionen der Welt. 

PERSONALIA

Prof. Dr. Katja Bühler

Die Mikrobiologin Katja Bühler, Leiterin des UFZ-Departments Mikrobielle Biotechnologie, wurde im April von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW) als Ordentliches Mitglied der Technikwissenschaftlichen Klasse in die Akademie aufgenommen. Die SAW ist eine Gelehrtengesellschaft mit Tradition, deren Mitglieder wesentlich zur Erweiterung des Wissens in ihrem Fachgebiet beigetragen haben müssen. 

Dr. Mariana Madruga de Brito

Mariana M. de Brito, Wissenschaftlerin im UFZ-Department Stadt- und Umweltsoziologie, wurde von der European Geosciences Union (EGU) mit dem Arne Richter Award for Outstanding Early Career Scientists ausgezeichnet. Damit werden ihre hervorragenden Forschungsleistungen gewürdigt, die zur Verbesserung des Verständnisses der sozioökonomischen Folgen hydrologischer Extremereignisse und zur Risikominimierung beitragen. 

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese

Katrin Böhning-Gaese ©Peter Kiefer

UFZ-Geschäftsführerin Katrin Böhning-Gaese wurde im Mai in die Academia Europaea gewählt. Deren Ziel ist es, die europäische Forschung zu fördern sowie Regierungen und internationale Organisationen in wissenschaftlichen Fragen zu beraten. Die Akademie wurde 1988 gegründet; mittlerweile zählt sie mehr als 5.500 führende Expert:innen  aus allen Wissenschaftsdisziplinen – darunter 88 Nobelpreisträger:innen.

VERANSTALTUNGSTIPPS

Die Rolle von Wissenschaftler:innen im Angesicht globaler Krisen

5.6.2025 I Podiumsdiskussion I 18:30 bis 20:30 Uhr I Leopoldina Halle

In Zeiten multipler Krisen soll die Expertise der Wissenschaftler:innen gesellschaftlich wirksam werden. Aber welche Rolle kommt ihnen dabei zu: Sind sie neutrale Kommunikator:innen ihres Wissens? Oder werden sie selbst Teil des gesellschaftlichen Diskurses? Die Podiumsdiskussion des Leopoldina-Zentrums für Wissenschaftsforschung thematisiert diese Fragen am Beispiel des Diskurses um die schwindende Biodiversität. Auf dem Podium mit dabei: UFZ-Chefin Prof. Katrin Böhning-Gaese. 

Lange Nacht der Wissenschaften

14. Juni 2025 I 18:00 bis 23:00 Uhr I Wissenschaftshafen Magdeburg
20. Juni 2025 I 18:00 bis 23:00 Uhr I UFZ Leipzig
04. Juli 2025  I 17:00 bis 23:00 Uhr I UFZ Halle

Seit vielen Jahren laden Wissenschaftseinrichtungen und wissenschaftsnahe Unternehmen in Kooperation mit den örtlichen Stadtverwaltungen interessierte Bürgerinnen und Bürger allen Alters zu den Langen Nächten der Wissenschaften ein – so auch Leipzig, Halle und Magdeburg. Das UFZ ist wie in jedem Jahr auch 2025 mit einem abwechslungsreichen Programm aus Vorträgen und Experimenten an allen drei Standorten dabei. 

Abschlussveranstaltung Projekt „Leipziger Blau-Grün“ 

18. Juni 2025 I Tagung I UFZ Leipzig 

Sechs Jahre lang untersuchten Forschende unter Leitung des UFZ gemeinsam mit der Leipziger Stadtverwaltung und Kommunalwirtschaft Möglichkeiten, Auswirkungen und Rahmenbedingungen blaugrüner Stadtentwicklung in der Messestadt. Am 18. Juni werden die Ergebnisse des Projekts „Leipziger BlauGrün“ auf einer öffentlichen Abschlussveranstaltung präsentiert und diskutiert. Eingeladen sind Vertreter:innen aus Kommunen, Kommunalwirtschaft, Verbänden, Politik, Wissenschaft und der Verwaltung. 

Ausstellungsschiff MS Wissenschaft / Thema „Zukunftsenergie“

Sommer 2025 I Populärwissenschaftliche Veranstaltung I Deutschland

Wie sieht die Energieversorgung von morgen aus? Noch bis Mitte September tourt das Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“ als Science Center durch Deutschland und macht Halt in 29 Städten. Auch das UFZ ist mit einem Exponat an Bord und zeigt, wie Mikroorganismen und Biotechnologie eine klimafreundliche Kreislaufwirtschaft ermöglichen und welche Produkte aus Bioabfällen oder CO2 entstehen können. 

SOCIAL MEDIA

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HERAUSGEBER

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ

Permoserstraße 15, 04318 Leipzig
Redaktion: Susanne Hufe • Benjamin Haerdle • Doris Wolst I presse@ufz.de
Bildnachweise: André Künzelmann I UFZ • Peter Kiefer • Vladimir-KI I AdobeStock • Mettus I AdobeStock • Pierre Albouy I WHO • Klett-Cotta-Verlag • marcobarone I AdobeStock • angellodeco I AdobeStock • Sebastian Wiedling I UFZ • Kara I Fotolia • AIAMO • DarkDivNet

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